Wer als Student etwas auf sich hält, jodelt aktuell fleißig und so oft er kann. Am liebsten natürlich während der Vorlesung. Für alle, die jetzt nur Bahnhof verstehen und sich fragen „Jodel“? Was soll das denn jetzt schon wieder sein? Jodel ist eine neue App, die besonders bei Schülern, Studenten und jungen Menschen sehr beliebt ist. Genauer gesagt ist es eine Mischung aus einem sozialen Netzwerk und einem Messenger. Gepostet werden dabei vor allem Alltagsanekdoten, allerlei Schwachsinn und Witze, aber auch Meldungen über Kontrolleure in der U-Bahn oder philosophische Fragen nach dem Sinn des Lebens.
Alle Nutzer im Umkreis von zehn Kilometern können die anonymen Beiträge sehen und bewerten und kommentieren. Sprüche wie „Heute ist der Erfinder der Autokorrektur verstorben. Restaurant in Peace.“ und: „Gerade einen Brief mit der Aufschrift ‚Letzte Mahnung‘ bekommen. Wurde aber auch Zeit, dass die damit aufhören.“ erhalten schon mal mehrere tausend sogenannte Upvotes.
Der Inhalt zählt, nicht die Person
Die App wurde vor knapp drei Jahren von dem Studenten Alessio Avellan Borgmeyer aus Aachen entwickelt und hat bereits mehr als siebenstellige Nutzerzahlen. Mehrere Millionen Jodel werden jeden Tag gepostet. Jodeln könnt ihr jedoch nicht nur in Deutschland sondern auch in der Schweiz, Österreich, Skandinavien und angeblich sogar in Saudi-Arabien.
Jodel ist anonym. Es zählt nicht, wer etwas schreibt, sondern was geschrieben wird. Daher stammt auch der Name der App, der sich auf die spezielle Gesangstechnik der Alpen bezieht. Was damals hoch oben am Gipfel gejodelt wurde, kam im Tal akustisch zwar an, die Person blieb jedoch verborgen, genau wie in der App auch. Die Anonymität schafft den Unterschied zu Facebook, Whatsapp und Co und macht die App so reizvoll. Es geht nicht darum, sich vor seinen Freunden profilieren zu müssen oder ein Mädchen mit besonders geistreichem Wissen zu beeindrucken, sondern seine Gedanken und Erlebtes rauszuhauen.
Lokale Gemeinschaften und ernste Themen
Die Jodel App ist jedoch nicht nur ein Zeitvertreib während der Vorlesung in der Banalitäten der Umgebung mitgeteilt werden. Es geht auch um ernste Themen an der die Jodler teilhaben und das auf ungewohnt zivilisierte Art und Weise. So hat sich ein junger Pädophiler aus Bielefeld den Fragen der Community gestellt. Dabei gab es kaum Beschimpfungen, sondern ernstgemeinte Fragen, viel Lob und Antworten die tief blicken lassen.
Zudem greifen die Jodler immer wieder aktiv in das lokale Geschehen ein. So haben junge Erwachsene durch Jodel Hilfsnetzwerke gegründet für kleine Sozialdramen gesorgt oder sich Späße auf Kosten der Bürger der Stadt wie z.B. den Hipster genehmigt.
Der virale Gemeinschaftssinn wirkt sich nun auf die lokale Gemeinschaft aus. So wurden über Jodel für einen Obdachlosen, als er im Krankenhaus lag Spenden wie Turnschuhe und Kleidung gesammelt, eine Kranken- und Sozialversicherung für ihn organisiert und ein Job auf 450-Euro-Basis gefunden. Viele solcher Beispiele gibt es unter dem vielgenutzten Hashtag „Jodler hilft Jodler“ – #jhj.