Die E-Zigarette: So nervig wie Selfie-Sticks und Segways

Wenn ich früher wegging, konnte ich mir in einem Punkt so richtig sicher sein: am nächsten Tag roch ich wie eine vergilbte Gardine die Jahrzehnte in einem Kettenraucher-Haushalt hing. Kein Wunder nach Abenden in Bars und Clubs wo nach der Tür eine Wand aus Rauch begann, die alles, was mehr als zwei Meter entfernt lang, in ihrem Dunst verschluckte. Doch damit war es mit dem Verbot im Jahr 2010 vorbei. Die Raucher mussten zum Qualmen die Location verlassen, die Luft klärte sich und man konnte wieder frei durchatmen. Doch damit ist es leider schon wieder vorbei: Die Revolution hat begonnen und riecht wie billige Prostituierte und schlechte Parfümerien.

Die Revolution der E-Zigarette

Strawberry-Cheesecake, Vanille, Cappuccino, Minze oder Blaubeere: überall sind wandelnde Duftbäume in Form von E-Zigaretten. Diese ist schon lange kein Hype mehr, sondern haben sich etabliert, genauso wie Selfie-Sticks und Segways. Alles Dinge, denen man zu Beginn kaum eine Chance gegeben hat, da man über deren sinnvollen Nutzen streiten kann. Dinge, die genauso sexy sind wie ein Zeltlager der Pfadfinder und darum von vielen leidenschaftlich verachtet werden. Andere wiederum finden einen Nutzen daran und tragen es stolz zur Schau. Ja, E-Zigaretten sind weniger schädlich wie herkömmliche Glimmstängel und somit eine erstmal nachvollziehbare Alternative.

Nachdem bekannt wurde, dass Rauchen auch für die Mitmenschen gesundheitsschädlich ist, wurden die Raucher immer demütiger und rücksichtsvoller. Nur wenn alle damit einverstanden sind und nach mehrmaligen nachfragen, zünden sich heutzutage Raucher noch eine Kippe an.

Die richtige Paff-Performance ist Trumpf

Ganz anders die E-Zigaretten-Konsumenten, die ihr neues Hobby gerne zur Schau stellen und ihre Paff-Performance bereits optimiert haben. Man tut der Umwelt und sich selbst schließlich nichts Böses und ist dazu noch ganz schön cool. Warum sollte man das also nicht mit allen teilen? Der Ausstoß der qualmenden Luftverpestung ist endlich wieder zum Statussymbol geworden. Es scheint vor allem darum zu gehen, die verfügbaren und wehrlosen Mitmenschen in eine möglichst große Dampfwolke einzuhüllen und damit zu penetrieren. Egal ob an der roten Ampel oder vor einem Nachtclub: wichtig ist, dass möglichst viel Dampf angesaugt und anschließend mit möglichst hohen Druck ausgeblasen wird. Die Menschen in der Umgebung sollen das Gefühl haben, von der Faust einer aromatischen Mango oder eines süßen Erdbeerkuchens voll eine ins Gesicht bekommen zu haben. Angewiderte Gesichter, Husten oder leichte Würgegeräusche sind dabei die größte Belohnung, denn sie ringen dem ambitionierten Ezizi-Konsument nur ein müdes Lächeln ab. Nur, was wirklich lange anhält und nervt, nervt eindrucksvoll.

 Die Invasion der Dampfpimmel ist in vollem Gange

Nachdem die Zigaretten nach und nach überall verbannt wurden, haben sich die Ezizis still und heimlich das verlassene Territorium zurückerobert. Ob im Einkaufszentrum, in Clubs oder Bars und sogar in Restaurants, Zügen und Büroräumen: Sie sind überall und nicht zu zähmen. Durch Sicherheitslücken in Hausordnungen und Vorschriften verpesten die E-Zigaretten jeden Ort mit penetranten Minz- und Himbeer-Düften der übelsten Art. Die Rebellen sind keine Punks sondern unauffällige Herren in Rollkragenpullovern, schnieke Damen im Business-Look und fröhliche Hausfrauen mit Kinderwägen. Das macht den Kampf gegen die Invasion leider umso schwerer. Vielleicht verfolge ich demnächst auf meinem Segway vermehrt E-Zigaretten-Raucher und fotografiere sie mit meinem Selfie-Stick.

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